Schmerzen und Schmerzmittel bei ADPKD

Ganz allgemein verursachen Zysten Probleme aufgrund ihrer Größe und des Raums, den sie ausfüllen.

Viele Beschwerden von Zystennierenkranken sind durch die Größe der Nieren – und manchmal Leberzysten bedingt. Die Größe von Nieren und Leber hängt direkt von der Größe und Menge der Zysten ab. So haben zu Beispiel Menschen mit Nieren von über 15 cm Größe häufiger Schmerzen als Menschen mit kleineren Zysten, sie entwickeln eher erhöhten Blutdruck, sie neigen häufiger zu Blut im Urin (Makrohämaturie) durch Einblutungen und sie haben oft eine schlechtere Nierenfunktion. Allerdings kann auch bei Menschen, deren Nieren von vielen kleinen Zysten durchsetzt sind, frühzeitig eine Verschlechterung der Nierenfunktion auftreten.

Manchmal auch Beschwerdefrei

Zu Beginn der Erkrankung gibt es normalerweise überhaupt keine Symptome. Tatsächlich gibt es Menschen, bei denen die Erkrankung niemals diagnostiziert wird, weil sie einen milden Verlauf und keine oder nur sehr wenige Beschwerden haben.

Frühzeichen der Schmerzen bei Zystennieren

Am Anfang der Erkrankung gibt es normalerweise überhaupt keine Beschwerden. Tatsächlich gibt es Genträger, die niemals diagnostiziert werden, da sie keine oder nur wenige Symptome haben.

Das häufigste Frühzeichen ist oft überhöhter Blutdruck, Blut im Urin oder das Gefühl von Schwere oder Schmerz in der Flankengegend, im Rücken oder im Bauch. Manchmal ist das erste Zeichen der Erkrankung eine Harnwegsinfektion oder Nierensteine.

Nierenschmerzen werden oft mit Rückenschmerzen verwechselt

Die Nieren und die Wirbelsäule liegen eng beieinander. Für den Hausarzt oft schwer zu unterscheiden. Wir erleben, dass Betroffene manchmal mit Ihren Schmerzen nicht ernst genommen werden. Hier hilft der Verweis auf die Größe der Nieren und/oder Lebern.

Ärzte und andere medizinische Fachpersonen sind möglicherweise nicht immer im Bilde, welche Schmerzen Betroffene mit ADPKD haben können. Im Idealfall sollten Ärzte und Pflegefachkräfte routinemäßig bei jedem Termin mit dem Patienten nach den Schmerzen fragen. Denken Sie daran, Ihrem medizinischen Behandlungsteam über mögliche Schmerzen zu berichten, indem Sie genau erklären, wo sie auftreten, welche Symptome Sie noch haben und welche Beeinträchtigungen Sie aufgrund der Schmerzen haben.

Art der Schmerzen

Die Art der Schmerzen sind Vielfältig. Etwa 60% der Zystennieren-Betroffenen leiden an Schmerzen

  • Rückenschmerzen 71%
  • Bauchschmerzen 61%
  • Kopfschmerzen 49%
  • Brustschmerzen 30%
  • Beinschmerzen 27%

Es wird unterschieden in akute Schmerzen aufgrund einer Zystenruptur oder Blutung von Zysten und chronische Schmerzen wegen des erhöhten Drucks im Bauchraum.

Druckschmerzen.

Druckschmerzen werden meistens verursacht durch die Nierenzysten, manchmal auch durch Leberzysten. Gewöhnlicher Weise tritt der Schmerz im Rücken oder in den Flanken auf, kann aber auch im Bauch und in der Magenregion lokalisiert sein. Er kann in die Leisten oder bis in die Schulterregion ausstrahlen. Der Schmerz ist üblicherweise mild und intermittierender Natur, eine kleinere Anzahl von Betroffenen leidet jedoch an chronischem und starkem Schmerz.

Akute Schmerzen durch Einblutung (Ruptur)

Häufigste Ursache ist eine Zysteneinblutung oder Zysteninfektion. Die Unterscheidung zwischen beiden ist nicht immer eindeutig möglich.

So können Zysteneinblutungen geschehen, ohne dass Blut im Urin auftaucht. Zysteneinblutungen sind häufig mit Schmerzen und Fieber verbunden. In der Regel klingen die Beschwerden einer Einblutung nach 2-7 Tagen wieder ab. In der Phase sollten Diuretika abgesetzt werden (gemäß KDIGO).

Andererseits kommt es zu Zysteninfektionen, ohne dass im Urin typische Zeichen, wie z.B. Bakterien, weiße oder rote Blutkörperchen auftauchen.

Diagnose

Die Ultraschalluntersuchung ist nicht immer hilfreich zur Differenzierung. Wegweisend kann im Rahmen einer Laboruntersuchung die Bestimmung der weißen Blutkörperchen und insbesondere des C-reaktiven Proteins (CRP = so genanntes „Entzündungseiweiß“) sein. Gelegentlich dient ein Computertomographie (CT) Allerdings ist diese Untersuchung wegen der Strahlenbelastung nicht beliebig häufig wiederholbar. Alternativ sind auch Kernspinresonanzspektroskopie (NMR) oder Kernspin zur genaueren Abklärung notwendig.

Schmerztherapie

Die beste Therapie ist oftmals nicht einfach zu finden. In der Regel hilft ein kombinierter Ansatz von verschiedenen Maßnahmen. Hierzu gehören Wärme oder Kältetherapie, Massagen, Verhaltenstraining. Bei leichten Schmerzen sollte leichte Schmerzmedikamente (Analgetika) eingenommen werden.

Es wenn dies nicht ausreicht, dürfen stärkere Medikamente (Achtung: manche Medikamente schädigen die Niere) genommen werden. Manchmal hilft nur eine probatorische antibiotische Therapie (bewährt haben sich Gyrasehemmer)

Fragen Sie ihren Nephrologen nach einer gezielten Schmerztherapie auch in Zusammenarbeit mit Schmerzambulanzen. Viele ADPKD-Kompetzenzentren bieten dies an.

Schmerzmittel

Schmerzmittel können die Nierenfunktion gefährden. Bei der Einnahme von Schmerzmitteln ist besondere Vorsicht notwendig. Bei dauerhaften Schmerzen ist unbedingt eine Abstimmung mit ihrem Nephrologen notwendig.

Die empfohlenen bzw. die zu vermeidenden Schmerzmittel finden Sie in unserer Mitgliederdatenbank.

Weitere Maßnahmen gegen Schmerzen können Nervenblockade oder chirurgische Verfahren sein.

Einnahme von Medikamenten

Bei der Einnahme von Medikamenten ist besondere Sorgfalt notwendig:

  • Medikamente bei Bluthochdruck
  • Veränderung der Kinetik bei Niereninsuffizienz (in Abhängigkeit vom Stadium sollten bestimmte Medikamente nicht mehr eingenommen werden)
  • Röntgenkontrastmittel
  • Kontrastmittel bei bildgebenden Untersuchungen
  • Vermeidung von bestimmten Schmerzmitteln
  • Medikamente bei Zysteninfektionen
  • Schmerztherapie

Lesen Sie mehr in folgendem Vortrag zum PKD-Infotag vom 14.03.2015.

Alternative Medizin

Der Begriff „alternative Medizin“ beinhaltet Therapien, die nicht zur (Schul-)medizin gehören. Die wenigsten Methoden sind wissenschaftlich überprüft.Hierzu gehören Homöopathie. Die Wirkungen vieler alternativmedizinischer Therapien, sofern nachweisbar, beruhen teilweise auf Placebo-Effekten.

Insbesondere chinesische Kräuter und Vitamin-Ergänzungen sollten unbedingt vermieden werden.

Schmerzen bei Zystennieren

Möglichkeiten der Schmerztherapie aus Sicht des Nephrologen und eines Schmerz- und Palliativmediziners

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Wichtiger Hinweis

Nehmen Sie Medikamente generell nur nach Absprache mit Ihrem Nephrologen ein.