Genetik – Erbkrankheit
Der Zellkern enthält die Chromosomen als Träger der Erbsubstanz, diese liegt in den Genen. In jedem Gen liegt der „Bauplan“ für ein bestimmtes Protein bzw. eine Funktion. Der Mensch hat insgesamt 46 Chromosomen. Jede Erbinformation ist in einem doppelten Chromosomensatz gespeichert (je ein Satz vom Vater und von der Mutter).
Das am häufigsten für die Zystennierenkrankheit verantwortliche Gen liegt auf dem Chromosom 16. Dieses wird als PKD 1-Gen bezeichnet. Seltener liegt der genetische Defekt auf dem Chromosom 4, dem PKD 2-Gen. Kürzlich wurde ein weiteres Gen DZIPL1 identifiziert. Sowohl Männer als auch Frauen können diese Krankheit erben als auch vererben.
Erbkrankheit
Wenn der Begriff „Erbkrankheiten“ fällt, haben viele Menschen kein konkretes Bild vor Augen und den wenigsten ist klar, welche Gefahren mit einer verspäteten Diagnose einhergehen.
Von Erbkrankheiten spricht man, wenn eine Veränderung des Erbguts vorliegt, die nach Übertragung auf die Nachkommen zum Ausbruch einer Krankheit führt.
Zystennieren sind die häufigste aber am wenigsten bekannte Erbkrankheit.
Autosomal dominante Vererbung (ADPKD)
Bei dieser Form der Vererbung ist ein Elternteil der Anlageträger und krank. Kinder haben ein 50-prozentiges Risiko, diese „ungünstige“ Anlage zu erben. Diese Form tritt bei ADPKD auf.
Die Wahrscheinlichkeit für eine Vererbung von Zystennieren an die Nachkommen beträgt 50 %. Es sind darüber hinaus auch Spontanmutationen möglich. Diese treten bei etwa 10 % der Betroffenen auf.
Jede Körperzelle hat einen doppelten Chromosomensatz. In jeder Zelle besitzen wir von jedem Gen zwei Allele, die oft nicht identisch sind. Bei jedem Nachkommen eines Betroffenen besteht eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass nicht das gesunde Allel, sondern das defekte PKD-Allel weitergegeben wird. Zum Beispiel bei 4 Nachkommen können alle gesund sein, alle oder nur ein Teil der Nachkommen von PKD betroffen sein. Nicht betroffene Nachkommen können die Krankheit nicht mehr weitervererben, das heißt, deren Nachkommen sind gesund.
Zwei Varianten von ADPKD
Die betroffenen Gene treten auf als PKD 1- und PKD 2-Gen. Patienten, die eine PKD 1-Mutation aufweisen, haben häufig einen schwereren Krankheitsverlauf als diejenigen mit einer PKD 2-Mutation. Ein Gen-Test kann den ADPKD-Status mit ca. 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit vorhersagen.
Die autosomal-dominante polyzystische Nierenerkrankung (ADPKD) wird auch zystische Nierendegeneration Potter Typ III genannt.
Allerdings ist die Genuntersuchung noch teuer und es ist notwendig, dass sich mehrere Familienmitglieder zu einer Blutuntersuchung bereit erklären. Vor solch einer Untersuchung sollten die Betroffenen sich ausführlich in einer humangenetischen Beratungsstelle informieren. Zu bedenken ist z. B., dass es zur Zeit noch keine medizinische Therapie zur Heilung des mutierten Gens gibt, sodass ein Wissen über die genaue Mutation noch keinen medizinischen Gewinn bei der Behandlung der Erkrankung für den Einzelnen bringt.
Wer sich zu einer Genuntersuchung entschließt, dem wird empfohlen, eine Übersicht der Nachkommen anzufertigen, aus der hervorgeht, welche Familienmitglieder von der Krankheit betroffen sind/waren.
Mehr Informationen zum neu identifizierten Gen DZIPL1.
Autosomal rezessiver Vererbung (ARPKD)
Vater und Mutter sind jeweils gesunde und mischerbige (heterozygote) Anlageträger. Die Kinder haben ein 25-prozentiges Risiko, beide „ungünstigen“ Anlagen zu erben. Diese Erbvariante tritt bei ARPKD auf.
Video über Genetik
Gründe für Gendiagnostik
Vor einer Gendiagnostik steht eine umfangreiche Beratung über die Notwendigkeit zu einer Diagnostik. Gründe für eine solche Diagnostik können sein:
- Abklärung vor einer geplanten Lebendnierenspende
- Weiterer Kinderwunsch/Wiederholungsrisiko
- Pränataldiagnostik
- Kinderwunsch von Patienten mit unklarer zystischer Nierenerkrankung
- Komorbiditäten
- Zukünftige Therapien
Humangenetiker finden
Falls einer der Gründe für eine Diagnostik zutrifft, helfen wir Ihnen gerne einen auf ADPKD spezialisierten Genetiker zu finden.